Frage 9: Spurarbeit – Bewertung nach Länge?

Auf einer HZP arbeitet ein Hund eine Spur auf gut bewachsenem Gelände ca. 300 m, sticht den Hasen und hetzt ihn über eine längere Strecke. Als der Hase außer Sicht kommt, bricht der Hund sofort ab und kehrt zum Führer zurück, ohne einen Versuch die Spur wiederzufinden.

Beurteilung: „sehr gut“

Ein anderer Hund fasst einen Hasen in der Sasse. Der Führer nimmt dem Hund den Hasen ab. Dabei geht unmittelbar daneben ein zweiter Hase hoch, den der Hund nicht eräugt. Zur Spur angesetzt, arbeitet der Hund diese etwa 100 m, dann steht in der Spur ein dritter Hase auf, den der Hund sichtig hetzt. Der Führer kann den Hund durch Trillerpfiff halten, geht zu ihm und setzt ihn auf die Spur des außer Sicht gekommenen Hasen an. Diese arbeitet der Hund konzentriert über etwa 200 m, kommt dann ab und bemüht sich, durch Bogenschlagen die Spur wiederzufinden. Dabei findet er eine andere, ältere Spur, und versucht einige Zeit auf dieser voranzukommen. Schließlich kehrt er zum Führer zurück.

Beurteilung: „gut“ Als Begründung wird angegeben, dass 200 m Spurarbeit zu kurz für das Prädikat „sehr gut“ sind.

Frage: Ist diese Auffassung der Verbandsrichter richtig?

Antwort: Die Frage kann nicht ohne weiteres mit Ja oder Nein beantwortet werden.

Begründung: VZPO § 11 (1) b) + e), § 13 (1) c) + f)

Die Frage beschreibt zwar viele Einzelheiten der Arbeiten, doch reicht dies nicht aus, um vom grünen Tisch aus zu einer endgültigen Beurteilung zu kommen.

Grundsätzlich kann folgendes ausgeführt werden:

Die VZPO legt aus gutem Grund keine Mindestlängen als Anhalt für die Bewertung fest, da in erster Linie Spurwille, Spursicherheit und Schwierigkeiten ausschlaggebend sind. In den meisten Richterbesprechungen vor den Prüfungen wird darauf hingewiesen, dass eine Spurarbeit die weniger als 300 m beträgt, nur dann mit „sehr gut“ bewertet werden kann, wenn besondere Schwierigkeiten vorliegen.

Der erste Hund hat eine Spur von ca. 300 m gearbeitet ohne dass irgendwelche Schwierigkeiten gegeben waren. Das sofortige Abbrechen als der Hase außer Sicht kommt, ist ein negatives Verhalten. Hierbei muss allerdings etwas die Länge der Sichthetze berücksichtigt werden. Wenn ein Hund nach einer sehr weiten Hetze schließlich ohne den Versuch abbricht, die Spur wieder aufzunehmen, ist das nicht so tragisch, als wenn dies nach einer kurzen Hetze geschieht.

Der zweite Hund hat bei den Möglichkeiten die er hatte nur positives Verhalten gezeigt. Trotz der starken Ablenkung durch das Greifen des ersten und Hetzen des dritten Hasen, lässt er sich nicht beirren und versucht unter allen Umständen, auf den jeweils wahrgenommenen Spuren weiterzukommen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bei beiden Hunden nach diesen Arbeiten noch kein abschließendes Urteil gefällt werden kann. Es muss versucht werden beiden Hunden weitere Spurgelegenheiten zu geben und nach dem Gesamteindruck zu einer endgültigen Beurteilung zu kommen.